Wir wollten von euch wissen: Welchen der vielen m?glichen Finanzierungswege zum Grundeinkommen haltet ihr für den besten? Eure Antwort war unmissverst?ndlich. Aber was bedeutet sie? Und was machen wir mit dem Ergebnis?
Seitdem das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) belegt hat, dass ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle finanzierbar ist, stellen sich ganz neue Fragen: Welchen der m?glichen Wege wollen wir gehen? Und welche gesellschaftlichen Herausforderungen k?nnen wir damit l?sen?
Aus der unendlichen Vielfalt der m?glichen Wege haben wir euch vier vielversprechende Modelle pr?sentiert, die sich diesen Fragen über ganz unterschiedliche Ans?tze und Schwerpunkte n?hern. Dabei wollten wir wissen, welches Modell euch wirklich überzeugt und baten euch zur Abstimmung.
Eine hei? geführte Debatte
Wie ihr euch entschieden habt und warum, habt ihr in den letzten Wochen hei? in den Kommentaren unseres Magazins und auf unseren sozialen Kan?len diskutiert. Vielen fiel es schwer, sich auf eines der vier Modelle festzulegen. Andere wiederum wussten sofort, wo ihre Pr?ferenz liegt.
Dabei wurden auch Themen angeschnitten, die ganz aktuell die Debatte in den Medien bestimmen. Nur ein paar Beispiele, über die wir viel diskutiert haben: Zuzi merkt in der Kommentarspalte unseres Magazins an, dass sie sich kein Modell wie unseren Vorschlag "CO2 st?rker besteuern" vorstellen kann, da sie fürchtet, dadurch einer finanziellen Mehrbelastung ausgesetzt zu sein.
Ich habe als Geringverdiener gro?e Angst vor einer hohen CO2-Steuer, die ja auch ohne Grundeinkommen leider kommen wird. Ich heize als Mieter mit Gas, das wird sich auch in den n?chsten Jahren nicht ?ndern, und ich fahre ein altes günstiges Auto mit Verbrenner. An ein E-Auto kann ich finanziell nicht mal denken. Viele Menschen k?nnen aus ihrem derzeitigen CO2-Verbrauch eben nicht raus, und das hie?e dann Frieren im Winter und Auto abschaffen. Davor habe ich Angst.
Zuzi sieht den Finanzierungsweg "CO2 st?rker besteuern" kritisch
Andere Kommentare widersprechen, weil sie sich gerade dieses Modell gut vorstellen k?nnen: "Sozial und ?kologisch wird immer noch zu selten zusammen betrachtet", kommentiert etwa Jeremy im Magazin. Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) eigne sich dafür sehr gut.
Auch beim Modell, das wir "Verm?gen wieder besteuern" genannt haben, gehen die Meinungen auseinander. Lara kommentiert, sie "befürworte eine h?here Besteuerung von Verm?gen, welches von den verm?genden Personen selbst zu Lebzeiten nicht erarbeitet wird oder wurde." Au?erdem spricht sie sich für eine "st?rkere Regulierung und Kontrolle von ’Unternehmensverm?gen’" aus.
Das sehen natürlich nicht alle so, die sich an dieser Debatte beteiligt haben. Kuredu fürchtet im Magazin, dass eine Unternehmenssteuer auch die tr?fe, die "nicht nur Geld scheffeln", sondern in ihre Angestellten und bessere Arbeitsbedingungen investieren.
Viele sprechen sich auch für unseren Vorschlag eines "Ausgewogenen Steuermixes" aus, mit dem wir alle Ans?tze der anderen Modellen kombinieren. Bei YouTube schreibt jemand mit dem Profilnamen samreciter dazu: "Ich denke, die Lasten zu verteilen, entspricht einfach am besten dem BGE-Gedanken: Alle halten zusammen."
Der Tag der Entscheidung
Beim Kongress der Gesellschaft am vergangenen Samstag in Frankfurt am Main h?ren wir nochmal eindringliche Pl?doyers von Expert*innen und aus der Gesellschaft, welchen Herausforderungen wir uns gemeinsam stellen müssen – und warum es Zeit für einen Wandel ist. Der Kongress heizt auch noch ein letztes Mal die laufende Abstimmung an: Rund 7.000 Stimmen gehen bis zur letzten Minute ein.
Dann steht es fest: Mimi und Micha aus dem Mein Grundeinkommen-Team verkünden gemeinsam mit Moderatorin Nadine Hadad live das lang erwartete Ergebnis der Abstimmung:
Eine Mehrheit von 53 Prozent sagt: Die Mischung macht’s!
Mit dem vermeintlich einfachsten aller Wege zum Grundeinkommen für alle, einer reinen Einkommensteuererh?hung, k?nnen die wenigsten etwas anfangen: Nur 4 Prozent von euch sprechen sich dafür aus.
Auch der Finanzierungsweg über eine stark angehobene CO2-Steuer wird von der Masse eher kritisch gesehen: Nur etwa 7 Prozent von euch stimmen dafür ab.
Deutlich mehr Zuspruch erf?hrt die Wiedereinführung einer Verm?genssteuer: 36 Prozent von euch sehen darin Potenzial für mehr ausgleichende Gerechtigkeit. Warum wir in Deutschland die Verm?genssteuer überhaupt ausgesetzt haben, k?nnt ihr übrigens in diesem Artikel von Jannes nachlesen.
Mit reichlich Abstand stimmt ihr für ein Modell, das die drei anderen kombiniert. Immerhin 53 Prozent von euch hat der "Ausgewogene Steuermix" überzeugt.
Yay, 53 Prozent! Die Mischung macht’s... Wie geil ist das, denn! W?re sch?n, wenn es so kommen würde.???
Da Bayerfeiert als Erster im Livestream das Ergebnis der Abstimmung
Warum ausgerechnet dieses Modell?
Beim Kongress der Gesellschaft versuchen sich Micha und Mimi, die seit mehr als einem Jahr an der Finanzierungsfrage arbeiten, an einer Einordnung. Was k?nnte den Ausschlag für dieses Modell gegeben haben?
Micha sieht den haupts?chlichen Vorzug in der hohen Umsetzbarkeit des Modells: "Diese Mischung ist schlau, weil sie auf verschiedene Steuern setzt, die dann jeweils nicht so hoch steigen müssen. Es sind politisch machbare Gr??enordnungen – und deswegen führt es uns ein Stück weit n?her an die Realit?t ran."
Dass dieses Ergebnis von den Menschen ganz bewusst und nicht etwa als Verlegenheitsentscheidung gew?hlt wurde, ist sich Mimi sicher. In der Wahrnehmung der Gesellschaft hingen alle gesellschaftlichen Herausforderungen eben eng miteinander zusammen: "Wir k?nnen Klima nicht ohne Soziales l?sen, wir k?nnen Armut nicht abschaffen, ohne Menschen mit sehr viel Geld reinzuholen. Dafür steht dieses Modell für mich."
"Diese Mischung ist schlau!" Mimi (rechts) und Micha besprechen das Ergebnis der Abstimmung mit Moderatorin Nadine Hadad. Foto: Fabian Melber
Das Endergebnis der Abstimmung scheint also für den mehrheitlichen Wunsch zu stehen, mit der Finanzierung des Grundeinkommens auch mehrere Ungleichheiten gleichzeitig zu adressieren. Eine Dringlichkeit, die wir auch selbst verspüren.
Was machen wir mit dem Ergebnis?
Mit dem Kongress der Gesellschaft haben wir die Debatte über die realistische Finanzierung eines Bedingungslosen Grundeinkommens für alle neu angeschoben. Aber damit ist es natürlich nicht getan. Sie muss jetzt fortgesetzt, vertieft und in eine klare Vision übersetzt werden.
Das wird auch bereits beim Kongress deutlich: Als Moderatorin Nadine Hadad Micha und Mimi fragt, wann wir denn nun eine tats?chliche Einführung des Grundeinkommens erwarten k?nnten, geben die beiden ganz unterschiedliche Antworten: W?hrend Micha die Frage stellt, ob das Grundeinkommen quasi über Nacht kommen k?nnte oder sich eher in vielen kleinen Schritten vollziehen wird, zeigt sich Mimi zuversichtlich, dass der Moment, in dem sich alle Parteien für unterschiedliche Grundeinkommensmodelle aussprechen, bald kommen k?nnte.
Wer von beiden recht hat oder ob es doch ganz anders kommen wird – fest steht so oder so, dass wir bis dahin noch mehr Klarheit brauchen, welcher Weg zum Grundeinkommen die beste Wirkung für unsere Gesellschaft als Ganzes h?tte.?
Deshalb nehmen wir das Ergebnis der Abstimmung nicht als Ende einer Debatte, sondern als Auftakt: In den kommenden Monaten werden wir die Wirkung des Grundeinkommens für alle auf die Herausforderungen unserer Zeit noch besser erforschen, erkl?ren und diskutieren.
Den Anfang machen wir mit dem Modell, für das ihr euch mehrheitlich ausgesprochen habt: dem "Ausgewogenen Steuermix". Natürlich in der Art und Weise, die ihr von uns kennt: konstruktiv, kritisch, aus vielen Blickwinkeln und immer nah am echten Leben.
Du hast den "Kongress der Gesellschaft" in Frankfurt am Main verpasst? Kein Problem! Du kannst den ganzen Kongress hier in Ruhe nachschauen – oder auch nur seine H?hepunkte und die wichtigsten Ergebnisse für eine Zukunft mit Grundeinkommen für alle verfolgen.
Was denkst du? überrascht dich das Ergebnis? Wie h?ttest du abgestimmt? Und welche Frage zur Finanzierung des Grundeinkommens haben wir bislang vielleicht vergessen? Schreib es uns in die Kommentare!
348.039
Menschen haben bisher
1.595
Grundeinkommen finanziert